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Das Multiple Myelom – eine Erkrankung
des Knochenmarks!

Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung (Krebserkrankung) von Zellen der körpereigenen Abwehr (Plasmazellen). Myelomzellen besiedeln das Knochenmark – das kann entweder diffus und/oder auch herdförmig sein. Das Multiple Myelom ist der häufigste Knochen- bzw. Knochenmarkkrebs in der westlichen Welt.

Die Häufigkeit des Multiplen Myeloms liegt bei etwa 3-6 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Dabei sind Männer im Vergleich zu Frauen im Verhältnis von 3:2 häufiger betroffen. Das Auftreten der Erkrankung nimmt mit dem Alter zu, wobei das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt der Diagnose bei 72 Jahren liegt.

Ursache des Multiplen Myeloms ist ein Wachstum von malignen (bösartig veränderten) Plasmazellen - sogenannten Myelomzellen - im Knochenmark. Die “gesunden” Plasmazellen, sind aber ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems und so für das Funktionieren der körpereigenen Immunabwehr mit verantwortlich. Das Knochenmark ist im Körper wichtig für die Plasmazellen – sie sind konzentriert im Becken, in der Wirbelsäule und in den Röhrenknochen der Oberarme und Oberschenkel zu finden. Maligne Plasmazellen sind monoklonal, d.h., dass eine einzige defekte Zelle als Ausgangspunkt ausreicht, um zu einem unkontrollierten Wachstum zu führen. Normalerweise sind Plasmazellen nur ein sehr kleiner (< 5 %) Anteil der Zellen im Knochenmark. PatientInnen mit Multiplen Myelom weisen allerdings ein verstärktes Wachstum und somit einen deutlich höheren Anteil maligner Plasmazellen auf, der in der Regel > 10 % liegt, manchmal aber bis zu 90 % ansteigen kann.

Das Multiple Myelom wird lebensbedrohlich, wenn die die Vermehrung der Myelomzellen nicht eingeschränkt werden kann, und/oder Abwehrkräfte des/der PatientIn so stark geschwächt wurden, dass der Körper einer Infektion - wie z.B. einer Lungenentzündung - erliegt. Aufgrund der Immunschwäche der MyelompatientInnen treten auch vermehrt virale Infektionen, wie z.B. die Gürtelrose, auf. Eine verringerte Blutbildung und vermehrte Eiweißproduktion können auch zu anderen lebensbedrohenden Zuständen führen, wie z.B. Schlaganfall, Herz- oder Nierenversagen.

 

Die Ursachen des Multiplen Myeloms

Die Ursachen für das Multiple Myelom sind noch weitgehend unbekannt. Hohes Lebensalter, männliches Geschlecht und eine bestehende Monoklonale Gammopathie Unklarer Signifikanz (MGUS) sind aber jedenfalls bekannte Risikofaktoren für die Entstehung des Multiplen Myeloms. Ebenso gelten eine verstärkte Exposition zu chemischen Stoffen und Strahlung als Auslöser für ein Multiples Myelom. Infektionen als Ursache eines Multiplen Myeloms haben sich in der Vergangenheit nicht bestätigen lassen.

 

Genetische Disposition: ja oder nein?

Es gibt auch eine familiäre Häufung des Multiplen Myeloms – so weisen Verwandte ersten Grades ein 2-4 fach erhöhtes Risiko auf, ebenfalls an einem Multiplen Myelom zu erkranken. Es handelt sich beim Multiplen Myelom jedoch nicht um eine klassische Erbkrankheit. Allerdings ist Achtsamkeit hinsichtlich typischer Symptome bei blutsverwandten Angehörigen von MyelompatientInnen angeraten.

 

Das symptomatische Multiple Myelom gehört zu den Plasmazellerkrankungen

Plasmazellen und deren Proteinsekrete können unterschiedliche Erkrankungen verursachen. Myelomzellen zeigen im Körper von PatientInnen unterschiedlichste Verteilungsmuster. Häufig sind sie im Knochenmark diffus verteilt, können aber auch an bestimmten Stellen konzentriert d.h. herdförmig sein. Myelomherde treten in der Regel im Knochenmark auf – nur in seltenen Fällen sind sie auch außerhalb des Knochenmarks zu finden.

Das symptomatische Multiple Myelom zeigt sich meist in Form von Knochenschmerzen, Blutarmut (Anämie), erhöhte Kalziumwerte im Blut oder an einer Verschlechterung der Nierenfunktion. Nicht selten ist auch eine erhöhte Infektanfälligkeit ein Vorbote eines noch nicht diagnostizierten Multiplen Myeloms. Es gibt allerdings auch Biomarker für das behandlungspflichtige Multiple Myelom. Die Zeit vom Auftreten erster Symptome bis zu einer gesicherten Diagnose beträgt in den meisten Fällen 3 bis 6 Monate; bei bestimmten Formvarianten wie zB. einem nicht ‚sezernierenden Myelom‘ bei dem sich kein Paraprotein im Serum nachweisen wird die Erkrankung manchmal mit noch größerer Verzögerung diagnostiziert.

Weitere Plasmazellerkrankungen

 

MGUS

Die Monoklonale Gammopathie Unbestimmter Signifikanz (MGUS) ist eine Vorstufe des Multiplen Myeloms. Es lassen sich bereits monoklonale Plasmazellen nachweisen, deren Anzahl ist jedoch gering, außerdem weisen diese Personen  keine Krankheitssymptome auf. Ein MGUS findet sich bei etwa 3 % der über 60-jährigen Bevölkerung und ist zunächst als reine Laborwertauffälligkeit einzuordnen, die jedoch beobachtungsbedürftig ist, da sie mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 1 % pro Jahr in ein Multiples Myelom übergehen kann.

 

Smoldering Myelom

Das “Smoldering” Multiple Myelom (SMM) ist im Vergleich zum MGUS durch eine größere Zahl von monoklonalen Plasmazellen im Knochenmark (bis 60%) und/oder einer größeren Paraproteinkonzentration (kann auch 3 g/dl übersteigen) gekennzeichnet. Beim SMM sind - im Gegensatz zum symptomatischen Multiplen Myelom - noch keine Organe geschädigt.

Plasmozytom

Das Plasmozytom ist ein isolierter Tumor, der aus Plasmazellen besteht. Mittels Operation und/oder Bestrahlung kann dieser bösartige Plasmazelltumor geheilt werden. Leider sind bei mehr als 50 % der PatientInnen mit Plasmozytom bereits bösartige Plasmazellen im Körper verteilt, sodass diese PatientInnen später meist an einem Multiplen Myelom erkranken.

 

AL-Amyloidose

Bei der AL-Amyloidose bestehen - zusätzlich zu einer Vermehrung von Myelomzellen - auch Ablagerungen der im Überschuß gebildeten monoklonalen freien Leichtketten (AL-Amyloid) in den Organen, wodurch die Organfunktion scher beeinträchtigt werden kann.

 

Leichtkettenmyelom und Schwerkettenkrankheit

Plasmazellen sondern Antikörper - sogenannte Immunglobuline ab, denen eine Schlüsselrolle im Immunsystem zukommt.  Manche Myelomzellen produzieren aufgrund eines Defekts nur einen Teil dieser Antikörper und zwar sogenannte leichte Ketten. Deshalb wird diese Krankheitsform auch als Leichtketten- oder “Bence-Jones”-Myelom bezeichnet.

Quellen:

Patienten-Handbuch Multiples Myelom - 2017; Überarbeitete und ergänzte Auflage August 2017 mit Unterstützung der Plasmozytom-Selbsthilfe Rhein-Main Wiesbaden und Myelom Deutschland e.V und unter Mithilfe von Herrn Prof. Dr. Jens Hillengaß, Herrn PD Dr. Dr. Dipl.-Phys. Dirk Hose, Herrn PD Dr. Marc-Steffen Raab, Frau Dr. Uta Bertsch, Frau PD Dr. Ute Hegenbart, Herrn Dr. Marc-Andrea Bärtsch, Herrn Dr. Elias K. Mai und Herrn Prof. Dr. Hartmut Goldschmidt; Sektion Multiples Myelom, Medizinische Klinik V, Universitätsklinikum Heidelberg und Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT) und Plasmozytom-Selbsthilfe Rhein-Main; Stand 2017

 

Der blaue Ratgeber: Plasmozytom – Multiples Myelom, Antworten, Hilfen, Perspektiven; Deutsche Krebshilfe; Stand 2011

 

Li Peiwein et al.; Chinesische Medizin in der Onkologie – Konstitutionelle Unterstützung und Begleittherapie; Verlag URBAN & FISCHER, 1. Auflage 2007

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